So reizvoll und energiesparend die Kommunikation mit Trommeln auch gewesen sein mag, sie findet zumindest in Kenia nicht mehr statt. Höchstens noch zur Unterhaltung von Touristen und in Museen sind die Stücke zu bewundern.
Kenia hat ein sehr gut ausgebautes Mobilfunknetz, das von mehreren Mobilfunkprovidern betrieben wird.
Die vier großen Netzbetreiber sind Safaricom (ein staatliches Unternehmen an dem auch Vodafon beteiligt ist), Airtel (ein Unternehmen der indischen Firma Bharti), Orange und YU.
Bei rund 43 Millionen Einwohnern (Stand 2012) sind etwa 30 Millionen Mobilfunktelefone in Benutzung. Wenn man berücksichtigt, daß ca 42% der kenianischen Bevölkerung unter 15 Jahre alt ist, dürfte jeder Einwohner von15 bis 64 Jahre (55%) in Kenia mindestens ein Mobiltelefon besitzen.
Das Besondere am Mobilfunknetz in Kenia ist aber nicht die Tatsache, dass es überhaupt vorhanden ist, sondern wie es genutzt wird.
Außer Telefonie und SMS bietet das Telefon hier auch die Möglichkeit Geld an beliebige Empfänger zu überweisen oder Rechnungen zu bezahlen. Ebenso kann man seit kurzem in vielen Supermärkten und Restaurants mit dem Telefon bezahlen.
Safaricom war mit diesem Service als erster auf dem Markt mit der Bezeichnung M-PESA.
'Pesa' ist Kisuaheli und bedeutet schlichtweg Geld, M-Pesa ist also mobiles Geld.
Wie funktioniert das Ganze nun?
Überall im Land verteilt gibt es sogenannte M-Pesa Agenten. Meist sind sie in Supermärkten, kleinen Shops, Internet Cafes und Telefonläden angesiedelt.
Bei einem dieser Agenten registriert man sich unter Vorlage seines Ausweises.
Nach wenigen Minuten erhält man eine SMS in der die Anmeldung bestätigt wird und man richtet ein Passwort ein.
Auf dem Telefon wird ein weiteres Menü aktiviert, mit dem man alle Aktivitäten durchführen kann. Ab diesem Zeitpunkt ist dieses 'Konto' aktiv.
Man kann sofort bei dem Agenten Geld einzahlen. Auch hier bekommt man innerhalb einer Minute die Bestätigung per SMS.
Große Unternehmen, wie z.B. der kenianische Energielieferant KPLC, bieten an, die Rechnung über diesen Dienst zu bezahlen. Dazu braucht man nur ein entsprechendes Guthaben, die Geschäftsnummer des Unternehmens und die Vertragsnummer des eigenen Stromanschlusses.
Auch die Rechnung selbst kann man bei diesem Unternehmen per SMS oder E-Mail abfragen.
Kleine selbständige Unternehmer bevorzugen mittlerweile aus Sicherheitsgründen die Bezahlung ihrer Produkte per M-Pesa.
Geldbeträge, die man nicht bei sich trägt, können nicht so einfach geraubt werden.
Eine Nachbarin betreibt eine kleine Hühnerfarm. Ihre Kunden sind hauptsächlich Restaurants. Regelmäßig holen diese Eier bei ihr ab und bezahlten bisher bar.
Nachdem ihr einmal 20.000 Ksh, ca. 200 Euro, aus dem Haus gestohlen wurde, besteht sie auf Bezahlung via M-Pesa.
Familienväter, die weit entfernt von ihren Familien Arbeit gefunden haben, können ihren Frauen das Geld schicken, ohne nach einem vertrauenswürdigen Kurier zu suchen. Innerhalb weniger als einer Minute ist der Betrag per M-Pesa beim Empfänger eingetroffen und kann beim nächstgelegenen Agenten abgeholt oder sofort für bargeldlose Bezahlung genutzt werden.
Viele Banken, die auch hier Online-Banking anbieten, nutzen inzwischen das gut ausgebaute M-Pesa Netz und müssen für Ein- und Auszahlungen keine eigenen Filialen in entlegenen Gebieten unterhalten.
Ende 2013 waren bei M-Pesa fast 16 Millionen Nutzer registriert.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die anderen Mobilfunkprovider mittlerweile auch auf diesen Zug aufgesprungen sind. Sie bieten mit 'Airtel Money', 'Orange-Money' und 'YU-Cash' vergleichbare Dienste an.
Während man sich in Europa noch Gedanken um die Einführung ähnlicher bargeldloser Bezahl-Dienste macht, ist so etwas in Kenia schon seit einigen Jahren Realität und das sehr erfolgreich.